
Wie soll ich eigentlich alles schaffen? Wer kennt diese Frage nicht – gerade dann, wenn es im Alltag drunter und drüber geht?! Clara hat sich in MOMENT 3/2020 Gedanken zum Thema gemacht und ihre ganz persönliche Antwort gefunden.
Wer kennt sie nicht, die ewig langen, immer länger werdenden To-do-Listen des Alltags: Unikram will erledigt werden, der Haushalt geschmissen werden, dieses und jenes Projekt steht an, endlich mal wieder auf einen Kaffee mit Freunden treffen (besonders in Corona-Zeiten), dann noch der Geburtstag meiner Mutter nächste Woche und der Skype-Termin für das nächste Treffen …. Setze ich mich dann zum Beten hin, fällt mir ganz zufällig ein, dass die Wäsche noch in die Maschine muss und dass das Fenster geöffnet ist, obwohl es regnet. Am Ende des Tages merke ich, wie der Tag vorübergezogen ist, ohne dass ich es mitbekommen habe. Dann stelle ich mir manchmal die Frage: Lebe ich oder werde ich gelebt?
Der Mensch ist ein Schaffer – er trägt dieses schöpferische, kreative Wirken Gottes in sich und das ist gut so. Doch oft wird der Druck zu groß, der Perfektionismus zu gewichtig und die Erwartungen zu hoch. Wenn dann noch ein rhetorisch begabter Mensch mit „sag mal, könntest du nicht …?“ daherkommt, ist die Liste prompt schon wieder ein Stück länger und ich frage mich panisch, wie ich das eigentlich schaffen soll ….
Dann, so merke ich, lohnt es sich, einen Gang zurückzuschalten und erst mal etwas Abstand zu gewinnen. Meistens erwische ich mich dabei, dass meine Motivation eigentlich nur ein „Wenn-ich-es-nicht-mache-macht-es-Keiner“ ist – ein Retter-Syndrom sozusagen. Aber bei aller Wichtigkeit jedes Einzelnen – das Universum würde auch ohne uns weiterexistieren und Dinge würden auch ohne uns laufen. Vielleicht nicht so schön, nicht so originell, aber es würde irgendwie gehen. Die Wahrheit ist also: Wir müssen die Welt nicht retten, denn das hat zum Glück schon jemand anderes für uns getan.

Wir müssen die Welt nicht retten, denn das hat zum Glück schon jemand anderes für uns getan.
Glaube, so wird mir immer mehr bewusst, ist nicht primär ein dogmatisches Wissen, von dem ich überzeugt bin, sondern das Anerkennen der eigenen Geschöpflichkeit. Es geht darum, mich von meinem Gegenüber, dem Schöpfer, lieben und erlösen zu lassen. Meiner Erfahrung nach ist dieses Zulassen des Handelns Gottes an mir eine richtige Herausforderung und gleichzeitig ein großer Schatz für uns schaffende und getriebene Menschen. Gott ist immer der Erste, der handelt. All mein Tun, meine Fähigkeiten und meine Kraft habe ich mir nicht selbst gegeben. In der neuen Einheitsübersetzung fährt Jesus Petrus an mit den Worten: „Hinter mich“. Wie oft merke ich, dass ich nicht Jesus in seinem Tempo hinterhergehe, sondern ihn hinter mir herziehen will und mich dann über die viele Arbeit beschwere – aber meistens noch nicht mal bei ihm.
Weil wir die Welt eben nicht selbst erlösen müssen, hilft es mir, meinem riesengroßen To-Do ein noch größeres Tu-Du, Jesus, entgegenzuhalten. Nicht in dem Sinne, mich jetzt entspannt mit einem Caipirinha in den Schaukelstuhl zu legen, sondern in dem Sinne, dass Gott an mir handelt und mich befähigt, weil ich – ein Mensch – aus mir heraus nichts habe. Mich von Gott lieben zu lassen und zuzulassen, dass er an mir handelt und handeln möchte – so wie ich bin –, verleiht die Kraft, auch alles andere angehen zu können. Aber mit IHM. Mit einem „Tu-Du“ im Rücken fällt das so groß daherkommende „To-Do“ manchmal wie ein nasser Lappen zusammen. Ach ja, die Wäsche ….
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