„Klima Maria“ – auf der Arbeit

„Klimafragen“ haben Katharina in MOMENT 2/2020 beschäftigt: In einem schwierigen Arbeitsumfeld versucht sie, die Atmosphäre zum Positiven zu verändern. Vielleicht ja auch eine gute Anregung für den Marienmonat Mai …

Ich habe aktuell eine für mich sehr herausfordernde Situation auf der Arbeit zu bestreiten. Unser Team, das ich sehr schätze, löst sich nach und nach auf: Kündigungen und Schwangerschaften. Hintergrund sind v. a. unterschiedlichste Vorstellungen von Leitung und Spannungen, die wir trotz äußerer Unterstützung durch Supervision und Moderation bisher nicht lösen konnten. Ich selbst bin mit der Arbeitsatmosphäre und dem Umgang auch sehr unzufrieden. Aus verschiedensten privaten Gründen habe ich bisher nicht gekündigt und habe es aktuell auch nicht vor. Für mich ist gerade nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Bisweilen habe ich das Gefühl, festzustecken. Ich meine, dass es für mich einfach keinen Ausweg aus dieser Situation geben kann. Starre, Unausgeglichenheit, Ernüchterung, Gereiztheit, Über-die-Maßen-genervt-Sein stellen sich bei mir ein. Dabei handelt es sich inhaltlich eigentlich um meinen Traumjob. Ich habe in den letzten Jahren mit sehr viel Herzblut und Leidenschaft gearbeitet und nun das Gefühl, dass alles zwischen meinen Fingern zerrinnt.

Wie sieht mein guter Umgang mit dieser Situation aus? Was möchte ich verströmen bzw. ausstrahlen? Was soll meine innere Haltung sein? Das habe ich mich in letzter Zeit sehr oft gefragt. Dabei ist mir plötzlich Maria näher gerückt. Frust, Resignation, Wut – dazu hätte auch sie allen Grund gehabt. Aber nein, das will ich nicht. Es tut mir nicht gut und meinem Umfeld genauso wenig.

Maria:

… alles zu Gott tragend, ihm hinhaltend: „Sie haben keinen Wein mehr“ (Joh 2,3).
Mein Gott, es ist Zeit für dich und deine Gnade.

… tiefe innere Gewissheit, dass das Hochzeitsfest schon mitten im Gange ist.
Alles, was ich beobachte und wahrnehmen kann, sind kleine Störungen,
die aber an dem Eigentlichen, dem Fest der Liebe, nichts ändern.

… auch in Schmerz und Leid eine dienende Haltung bewahren.
„I live for you.“

Mir das bewusstzumachen, hilft mir, mit der Situation so umzugehen, dass ich mit mir selbst zufriedener sein kann. Trotzdem frage ich mich, wie viel Kraft und Anstrengung mich all das kosten darf. Ich spüre, wie das so richtig Lebenskraft zieht. Mich hineinnehmen zu lassen in die Person Marias, die Böses nicht mit Bösem vergelten möchte, die sich selbst gut regulieren kann, sich ein weites Herz bewahrt und dabei viel, viel innere Klarheit hat – das ist es.

Vielleicht ist die Sache mit dem Arbeitsklima gar nicht so viel anders als die mit dem globalen Klima: Es kommt auf meinen Beitrag und mein Verhalten an – auch im Klitzekleinen und auch dann, wenn ich das Gefühl habe, ganz alleine auf weiter Flur zu sein. Und wenn es nur für mich selber ist – ich möchte nicht ständig all das Negative, Stöhnen, Ausweglose in meiner nächsten Nähe haben. Ich möchte in einem anderen Klima leben – zumindest in meiner Vorstellung. Die 20 cm direkt um mich herum, meine Gedanken, mein Umgang mit mir selbst, meine Zuwendung zu mir und Gott sind mein Raum, den ich verteidige. Damit erscheint es überschaubarer. Weg vom Großen hin zum ganz Kleinen. Das entlastet. Jetzt lächeln statt stöhnen. Jetzt ein gutes Wort. Jetzt im Moment sein und die großen Fragen einfach mal aufschieben oder ein Stück weit getrost Gott überlassen: Dein Wille geschehe und ich meistere die nächsten fünf Sekunden. Das macht frei.

Gott, dein Wille geschehe und ich meistere die nächsten fünf Sekunden. Das macht frei.

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