Hoffnungsvoll … – Editorial MOMENT 3/2020
Neben „Krise“ ist wohl auch „Hoffnung“ eines der Worte 2020. Hoffnung auf einen Impfstoff. Hoffnung auf die friedliche Lösung gewaltsamer Konflikte. Hoffnung, das Klima retten zu können … Wer hofft, hat die Zukunft im Blick, im besten Fall mit einer Portion Optimismus. Für manchen mag „Hoffnung“ ein bisschen brav, vielleicht sogar vertröstend klingen: „Das wird irgendwann schon werden!“ Solche Aussagen klingen danach, die Hände in den Schoß zu legen und abzuwarten. Wer so denkt, übersieht, dass Hoffnung für viele der Motivationsgrund ist, um zu handeln. Nur wer keine Hoffnung hat, gibt auf. Natürlich können sich Hoffnungen als illusorisch oder sogar utopisch erweisen – und ja, sicher sollte man sich oder jemand anders „keine falschen Hoffnungen machen“.
Interessant ist, dass sich die Erwartungshaltung, die wir Hoffnung nennen, ganz häufig mit Personen verbindet, die dann zu Hoffnungsträgern bzw. Hoffnungsträgerinnen werden. Spontan denkt man vielleicht an Greta Thunberg. Oder an Martin Luther King, dessen Traum von einer Welt ohne Rassismus so aktuell wie nie ist. In dem Jahr, in dem wir den 30. Jahrestag der Deutschen Einheit gefeiert haben, dürfen wir auch an die ungezählten Menschen, die durch ihre Teilnahme an den friedlichen Demonstrationen gegen die DDR-Regierung zu einem Systemwechsel ohne massive Gewalt beitrugen, denken: echte Hoffnungsträgerinnen und Hoffnungsträger, ganz besonders für die Menschen, die noch heute unter diktatorischen Verhältnissen leben müssen.
Es müssen aber nicht immer die „großen“ Hoffnungen sein, die den Alltag prägen. So berichten in unserem Heft eine Krankenschwester und eine Psychotherapeutin von dem, was ihnen in vermeintlich hoffnungslosen Situationen weiterhilft. Dass die Hoffnung selbst nach Schicksalsschlägen nicht „sterben“ muss, davon zeugen z. B. die Artikel von einer an Depression erkrankten jungen Frau sowie von einer, deren Ehe gescheitert ist.
Neben der titelgebenden „Hoffnungsträgerin“ findet ihr auf den nächsten Seiten allerhand zum „Frausein in Kirche und Gesellschaft“ und zum großen Thema „Heimatgefühl“. So erzählt eine unserer Autorinnen, was es für sie heißt, „in sich zu wohnen“, und es gibt einen Einblick in das Leben einer evangelischen Pfarrerin.
Wir wünschen euch viel Freude beim Lesen und hoffen, dass ihr genauso viel Freude an diesem Heft haben werdet wie wir.
Freude und Hoffnung, das sind wohl passende Wünsche zum Weihnachtsfest dieses besonderen Jahres 2020. Oder wie Jesaja, ein Hoffnungsträger des Alten Testaments, es ausgedrückt hat: „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht […]. Denn ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt.“ (Jes 9, 1. 5) Möge dieses Hoffnungskind euch (nicht nur) an Weihnachten das schenken, was ihr gerade braucht, und euch sicher und gut in das neue Jahr geleiten.
Mit großer Dankbarkeit für das, was ihr als unsere Schreiberinnen, Leserinnen und Leser möglich gemacht habt, freuen wir uns auf das nächste (MOMENT-)Jahr mit euch!
Eure Redaktion